Schuhprobleme
Marjell Maris, 2022
Larissa liebt ihre Schuhe. Aber nun sind ihre Schuhpaare fast alle kaputt. Sie hat nur noch ein Paar Schuhe, das noch ganz gut ist. Diese Schuhe sind auch schon an den Schuhspitzen kaputt, aber sie sind gemütlich und bequem, und sie tun Larissas Füßen gut.
Nun will Larissa aber doch ein Paar neue Schuhe kaufen, das heil und genauso gesund für ihre Füße ist wie ihre alten Schuhe. An diesem Tag hat Larissa frei und fährt am späten Vormittag ausgeruht mit dem Bus in die Stadt. Dort befindet sich ein Schuhgeschäft, von dem sie sich erhofft, dass es dort gute Schuhe für sie gibt.
Im Schuhgeschäft ist keine Schuhverkäuferin und auch kein Schuhverkäufer in Sicht, also muss Larissa allein in den Schuhregalen nach gemütlichen neuen Schuhen suchen. Dummerweise weiß sie nicht einmal genau ihre Schuhgröße und hat auch keine Ahnung, welche Schuhe wirklich gesund für die Füße sind. Außerdem steht in den Schuhregalen ja immer nur ein Schuh eines Schuhpaares und man muss fragen, um den zweiten Schuh zu bekommen. Zum Fragen ist aber niemand da. Das macht die Sache nicht leichter, denn wie bei den meisten Menschen sind Larissas Füße nicht ganz genau gleich groß, und so weiß sie nicht, ob der Partner eines Schuhs, der am einen Fuß gut sitzt, am anderen Fuß auch passt.
Nach einer Stunde hat Larissa schon über fünfzig einzelne Schuhe aus den Regalen herausgesucht und an einem ihrer Füße anprobiert. Nun türmen sich die ganzen unterschiedlichen einzelnen Schuhe auf dem Fußboden des Schuhgeschäfts rund um Larissa auf. Während sie gerade noch einen Schuh anprobiert, stürmt auf einmal ein wütender Schuhverkäufer auf die arme Larissa zu. Schon von Weitem ruft er: „Hey, Sie da, junge Frau, warum türmen Sie hier so unheimlich viele Schuhe auf? Geht es Ihnen nicht gut?“ Larissa ist klar, dass das keine ehrliche Frage nach ihrem Befinden ist. Sie ist überrascht und empört über den unhöflichen Schuhverkäufer. Eigentlich hatte sie sich den Schuhkauf so schön und gemütlich vorgestellt, aber schon das Anprobieren der unzähligen Schuhe war nicht gerade erholsam und jetzt pöbelt sie auch noch dieser dreiste Verkäufer an.
Larissa bemüht sich, ruhig zu bleiben. So wie dieser übelgelaunte Schuhverkäufer spricht man nicht mit Kunden. Dafür könnte er sogar seinen Job verlieren, wenn Larissa sich über ihn beschweren würde. Aber das will die gutmütige Larissa nicht tun. Nur wegen Schuhen will sie nicht das Leben des Schuhverkäufers ruinieren. Sicher hat er ganz üble Probleme und verhält sich deshalb so unfreundlich, denkt Larissa. Wütend ist sie aber trotzdem.
So ruhig wie möglich sagt sie in leicht ärgerlichem Tonfall: „Guter Mann, ich weiß ja nicht, was Ihnen zuvor zugestoßen ist, aber jetzt haben Sie wenigstens etwas Beruhigendes zu tun, das Ihnen die nötige Muße gibt, über Ihren unhöflichen Wutanfall nachzudenken und zu überlegen, wie Sie mit Kunden reden dürfen, um nicht gekündigt zu werden. Ich wünsche Ihnen ein paar glückliche Stunden, in denen Sie all diese Schuhe wieder in die Schuhregale einsortieren dürfen. Dieses Schuhgeschäft werde ich ganz sicher nie mehr besuchen!“ Mit diesen Worten zieht sich Larissa ihre gemütlichen alten Schuhe wieder an, lässt den verdutzten Schuhverkäufer stehen und geht auf glücklichen Füßen aus dem Laden.
Gleich neben dem Schuhgeschäft entdeckt Larissa zufällig einen Schuhmacher. Da kommt ihr eine gute Idee. Sie wird in den nächsten Tagen noch einmal hierher fahren, aber nicht, um neue Schuhe zu kaufen. Larissa will all ihre alten Lieblingsschuhe vom Schuhmacher reparieren lassen. Glücklich über diese Entscheidung steigt Larissa in den Bus und fährt nach Hause, wo sie gleich all ihre geliebten alten Schuhe aus dem Schuhschrank holt und begutachtet. Ganz bestimmt kann der Schuhmacher fast alle reparieren. Larissa freut sich genauso wie ihre Schuhe.